Livin' With Jesus

Ausstellung: 07.12.2013 – 12.01.2014

JESUS #24 – IN DER GRUFT

2014/01/06 by tb

Jesus aufgebahrt in der Gruft mit viel Glitzer

Gekauft in Größe Distanz Kaufpreis Akt. Gebot Gebote
Reutlingen (D) 0,277 m² 131 9 km 18,- € 40,- € 1

24. Mai 2008 – Ich komme von einem Wochenendausflug nach Darmstadt zurück. Das Hotel war perfekt, das Essen reichlich, die Stadt sehr schön, wenn man im ganzen Touristentrubel den Jugendstil entdeckt.

Das Wetter und die Unmengen an Nahrung der letzten Tage führen dazu, dass es mir heute ziemlich mies geht. Ich sitze in meiner Wohnung bei einer Tasse kalten Wassers. Vielleicht später etwas Wein.

Ich arbeite mich langsam durch mein Projekt, ich versuche, die Grundgeschwindigkeit meines Lebens zu drosseln, besonders in Bezug auf dieses Projekt. Ich reduziere meine Schreibgeschwindigkeit um 50%. Warum? Ich glaube, man  muss so viel Zeit mit den Dingen verbringen, wie sie verdienen. Ich muss an meiner Priorisierung arbeiten. Wenn ich alles so schnell wie möglich mache, kann ich mehr Dinge tun. Wenn ich die Geschwindigkeit der jeweiligen Sache angemessen wähle, muss ich einige streichen.

Die Gedanken kommen mir nicht, weil ich im Neuen Testament lese. Aber man könnte Jesu Worte schon dahingehend interpretieren. Wenn er sagt, man solle sein Hab und Gut verkaufen und ihm nachfolgen, was meint er anderes als dass man sich ganz auf etwas konzentrieren soll?

Den Jesus des Tages habe ich auf einem Flohmarkt in Reutlingen gekauft. Er stand am Boden neben einem weiteren Bild gleichen Formats, auf dem eine aufgebahrte Maria abgebildet war. Da ich nun mal Jesus-Bilder sammle und auch nicht genug Geld bei mir hatte und ich zudem nicht zwei Bilder bis zum Auto tragen wollte, fragte ich, was das Jesus-Bild kosten würde.

Die Atmosphäre wurde mit einem Mal sehr traurig. Die Verkäufer waren ein junges Paar. Als ich fragte drehte sie sich zu ihm um und sagte: „Bei deiner Mutter hingen die beiden immer zusammen …“ Woraufhin er sagte, er würde sie gerne zusammen verkaufen und zwar für 36,- EUR. Ich sagte, ich müsse darüber nachdenken und würde später wieder kommen.

Ich versuchte, mich zu entscheiden. Einerseits würde es mir weh tun, sie zu trennen. Andererseits wollte ich nur den Jesus. Ich kehrte zum Stand der beiden zurück, bevor ich heimfuhr. Ich sagte ihnen schweren Herzens, dass ich wirklich nur den Jesus wollte. Ich nehme an, sie wollten so wenig wie möglich wieder nach Hause tragen und verkauften mir den Jesus für 18,- Euro.

Ich habe noch heute ein schlechtes Gewissen deshalb.

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